15.04.2021

Auswertung von 15 Jahren Balintgruppenarbeit

Balintgruppe als Pflichtveranstaltung – Effekte von Balintarbeit im Rahmen des Kurses Psychosomatische Grundversorgung
Kurt Fritzsche, Guido Flatten, Rainer Leonhart

Fragestellung:

Bei den Teilnehmer*innen des Kurses Psychosomatische Grundversorgung fehlt oft ein genuines Interesse an Balintarbeit. Welche Effekte hat Balintarbeit bei diesen noch unerfahrenen und wenig motivierten Teilnehmer*innen? Gibt es Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Teilnehmer*innen und zwischen chirurgischen und nicht- chirurgischen Fachgebieten? Wie sind die Zusammenhänge zwischen der Gruppenleitung und den erzielten Ergebnissen?

 

Methode:

Insgesamt 1667 Ärztinnen und Ärzte füllten im Rahmen des Kurses Psychosomatische Grundversorgung zwischen 2004 und 2019 den Rückmeldungsbogen zur Balintgruppe aus. Die Lern-ziele umfassten kognitive und emotionale Items, sowie Fragen zur Gruppenatmosphäre und -leitung, zum Transfer in den ärztlichen Alltag und Interesse an weiterer Balintarbeit.

 

Ergebnisse:

Im Untersuchungszeitraum fanden 170 Balintgruppen statt. Die Gesamtnote lag auf einer Skala von 1 bis 6 bei M = 1.80 (SD = 0.72). Gute bis sehr gute Bewertungen erzielten die Motivation und Kompetenz der Gruppenleiter und die Gruppenatmosphäre, sowie Er-kenntnisgewinn und positive Auswirkungen auf den ärztlichen Alltag. Kaum Unterschiede fanden sich zwischen weiblichen und männlichen Teilnehmern und zwischen Teilnehmern aus chirurgischen und nicht-chirurgischen Fächern. Es fanden sich jedoch signifikante Zu-sammenhänge zwischen der Beurteilung des Leiters und den Effekten der Gruppenarbeit. Diskussion: Es überrascht die überwiegend positive Einschätzung der Balintarbeit, sowohl in Bezug auf die kognitiven als auch die emotionalen Lernziele. Neben der Gruppenatmosphäre stehen die von den Teilnehmern wahrgenommene Motivation und Kompetenz der Gruppen-leitung in engem Zusammenhang mit den erzielten Lerneffekten. Die Befragung zeigt, dass Balintarbeit auch bei wenig motivierten Teilnehmer*innen in einem Pflichtkurs positive Er-gebnisse erzielen kann. Balintarbeit sollte daher weiterhin fester Bestandteil der Qualifikation in Psychosomatischer Grundversorgung bleiben. Eine fundierte Ausbildung und Supervision von Balintgruppenleiterinnen und -leiter sind notwendig.

 

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